Spuren des Widerstandes

A 2009, 44 MIN, HD, STEREO

KURZSYNOPSIS

Die Geschichte der Widerstandsgruppe „Willy-Fred” steht paradigmatisch für die Möglichkeit des Auflehnens in einem System, in dem jede Form von Widerstand unmöglich schien. Sie ist dicht verwoben mit den Narrativen dieses Landes und steht manchen noch heute im Weg. Sie führt uns weit in die Zweite Republik und wirft Fragen auf, die auch 70 Jahre nach dem „Anschluss” hoch aktuell sind.

SYNOPSIS

Die Dokumentarfilmreise „Spuren des Widerstands” führt uns ins Salzkammergut und erzählt die Geschichten von Menschen, die Widerstand gegen das nationalsozialistische Terrorregime leisteten. Dabei stellte sich die Frage: Wieso gerade dort, in den Bergen und Tälern der von den Nationalsozialisten als „Alpenfestung” propagandistisch hochstilisierten Region des inneren Salzkammergutes? Welche Bedingungen mussten vorherrschen, um Widerstand gegen das NS-Regime hervorzubringen? Welche Frauen und Männer waren es, die sich unter Lebensgefahr verborgen hielten, sich verschanzten, wer waren jene, die Freunde und Kollegen schützten, die Waffen, Werkzeug, Lebensmittel organisierten, immer in Gefahr, denunziert, verhaftet, deportiert zu werden?

Einer dieser Menschen, über die unsere Reise berichtet, ist Sepp Plieseis. Der Kommunist und „Rotspanien-Kämpfer” Plieseis gründete nach seiner spektakulären Flucht aus dem KZ Nebenlager Hallein 1943 gemeinsam mit Gleichgesinnten die Widerstandsgruppe „Willy-Fred”, die sich ab 1944 auf den sich abzeichnenden Untergang des Nationalsozialismus und die „Stunde Null” vorbereitete. Die Gruppe verschanzte sich in den Bergen, organisierte sich, hielt Schulungen ab, wurde von Mitwissenden und Sympathisanten unterstützt und zum überwiegenden Teil von Frauen versorgt. Wenn die Gruppe auf Grund des massiven Verfolgungsdrucks auch keine offensiven, bewaffneten Aktionen setzte und ihre Existenz letztlich nicht kriegsentscheidend war, so steht ihre Geschichte doch paradigmatisch für die Möglichkeit des Auflehnens in einem System, in dem jede Form des Widerstands unmöglich schien. Die Rekonstruktion ihrer Geschichte ist zentrales Motiv unserer filmischen Reise.

Das politisch-gesellschaftliche Leben nach 1945 wurde nicht von den WiderstandkämpferInnen und NS-Opfern dominiert, sondern von der Generation der Kriegsteilnehmer und ehemaligen Nationalsozialisten. Da die „Ehemaligen” naturgemäß wenig bis gar kein Verständnis für den Widerstand hatten, war die Beschäftigung mit dem Widerstand politisch nicht opportun. Heute ist die Haltung der Bevölkerung differenzierter zu sehen: die jüngeren Generationen, die in der zweiten Republik sozialisiert und erzogen worden sind, stehen Nationalsozialismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus mit überwältigender Mehrheit negativ gegenüber, sie vertreten mehrheitlich die Auffassung, Österreich hätte 1938 Widerstand leisten sollen. Doch wirft unsere Reise ganz neue, aktuelle Fragen auf: Was bedeutet Widerstand heute? Kann und soll man Widerstandsverhalten gegen den nationalsozialistischen Terrorapparat mit Zivilcourage, mit zivilem Ungehorsam, mit Protestaktionen in einer parlamentarischen Demokratie 70 Jahre danach vergleichen? Wo gibt es Anknüpfungspunkte, wo Unterschiede. Wie wird herrschaftskritisches Verhalten heute bewertet? Welche Formen nimmt es an?

Die filmische Reise wird von unterschiedlichsten ProtagonistInnen begleitet: Historiker (Dr. Gerhard Botz, Dr. Wolfgang Neugebauer) setzen die Regionalgeschichte des Salzkammergutes in einen breiten soziokulturellen und politischen Kontext. Zeitzeugen und deren Nachkommen, Wissenschaftler und Intellektuelle (darunter Barbara Frischmuth und Doron Rabinovici) erzählen vom NS-Terror, von den Akteuren des Widerstands und den Opfern der Verfolgung in der Region. Doch begleiten wir überwiegend junge Menschen auf ihrer Suche nach den Geschichten von damals. Sie machen sich Gedanken über eine Vergangenheit, die sie selbst nicht erlebt haben und fragen nach der Bedeutung von Widerstand und der Notwenigkeit von Zivilcourage heute. Auf der Suche nach den „Spuren des Widerstands” wandern sie selten auf ausgetretenen Pfaden.